Die Farbe Grün ist derzeit „in“. Mit keiner anderen Farbe werden Unternehmen so gerne in Verbindung gesetzt wie mit der frischen Symbolfarbe der Natur. Dass längst nicht alles so grün ist, wie es uns verkauft wird, ist uns längst klar. Viele Unternehmen baden sich in der Trendfarbe, um sich ihre Weste „grün“ zu waschen und als Vorantreiber der „Green Economy“ wahrgenommen zu werden. Bei genauerem Hinschauen bröckelt diese dünne Farbschicht dann aber oftmals schnell weg. Es wird sichtbar, dass sich hinter den Bemühungen eben doch eher Greenwashing verbirgt als der aufrichtige Wunsch, etwas für das Klima und die Umwelt zu tun.
Dann gibt es aber auch noch diese Firmen, deren Engagement für die Umwelt tiefer greift als nur bis auf die Oberfläche. Sie begutachten Ihre Lieferketten sehr genau und zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie ihre Lieferketten noch umweltfreundlicher gestalten können. Als Konsumentin oder Konsument ist es manchmal gar nicht so einfach, den Unterschied zwischen den beiden beschriebenen Spezies von Unternehmen zu erkennen.
Sehr viele Firmen liegen auch irgendwo dazwischen: Tatsächlich ist es sehr schwierig, in einer globalisierten Welt auf alle ökologischen, sozialen und ökonomischen Teilaspekte der Nachhaltigkeit gleichwertig und gleich erfolgreich verändernd einzuwirken. Das Vorgehen gleicht dann üblicherweise mehr einem tastenden Step-by-Step als einem Sprung von Null auf Perfektion. Erahnen lässt sich gleichwohl, ob da im Sinne der Nachhaltigkeit auch spezifisch die Ökologie und das Gemeinwesen einen gesteigerten Stellenwert geniessen oder eben doch weiterhin nur der nachhaltige ökonomische Profit.
Eines jedenfalls ist klar: In Mitteleuropa ist die Umwelt- und Klimathematik mittlerweile in den Köpfen und den firmeninternen Diskussionen der allermeisten Unternehmen angelangt. Die Bedeutung und der Stellenwert, die diesen Themen beigemessen werden, könnten innerhalb der Wirtschaftswelt jedoch kaum unterschiedlicher sein. Während es den einen Unternehmen darum geht, die eigenen Umwelteinwirkungen zu kaschieren und zu verbergen, fragen sich andere, wie die Firma einen Nutzen für die Umwelt erbringen könnte. Letzteres trifft auf das Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia zu. Mitte September 2022 gab Patagonia bekannt, dass in Zukunft sämtliche Gewinne des Unternehmens in eine neue Umweltstiftung einfliessen sollen, die sich für den Naturschutz und den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen wird. Das Unternehmen engagiert sich seit seiner Gründung für den Umweltschutz. Bisher investierte es 1% seines Umsatzes in den Umweltschutz. Seine neueste Ansage, den gesamten Gewinn zu spenden, ist aber doch sehr ungewöhnlich inmitten eines Wirtschaftssystems, das auf Gewinnmaximierung ausgelegt ist.
Am anderen Ende des Spektrums sehen wir Firmen wie den Schweizer Bergbau-Konzern Glencore oder den US-Ölgiganten ExxonMobil, die etwa im jährlichen Umweltschutz-Ranking des renommierten Carbon Disclosure Projects schon gar nicht erst auftauchen, da sie keine Daten liefern. In einer Zeit, in der die Gesellschaft von Firmen zunehmend Rechenschaft betreffend derer Umwelteinwirkungen einfordert, macht dieses Schweigen mehr als nur skeptisch. In den Webauftritten der Firmen wird dann aber ein ganz anderes Bild vermittelt. Hier inszeniert man sich gerne als Mitstreiter im Kampf gegen den Klimawandel: Die Themenseiten zur Umwelt platzieren ein wenig aussagekräftiges Umweltschutzvideo, das ein Taucher in einem Korallenriff zeigt, oder versuchen mit der freundlichen Farbe Grün Pluspunkte zu sammeln.
In der Wirtschaftswelt hat sicherlich ein Umdenken stattgefunden: Ganz gewiss erst einmal im Sinne davon, dass man sich der Relevanz von Umweltthemen und damit deren Rolle bei Kaufentscheidungen bewusst wurde. Nachhaltigkeit wurde als äusserst wirksame Marketingstrategie erkannt. Das alleine schon bewirkt Veränderung. Wie viele Firmen tatsächlich bereit sind, weiter zu gehen als bis dahin, wo der erfolgsversprechende und gut belegte Zug „Nachhaltigkeit“ gerade fährt, ist schwer abzuschätzen. Patagonia war seit Firmengründung bereit, die Extrameile zu gehen. Ein Weg, der sich nicht nur für die Umwelt gelohnt hat, sondern auch der Firma zum Durchbruch verholfen hat. Ob Marketingstrategie oder nicht; der Weg des Unternehmens ist und bleibt bemerkenswert.
Quellen und weitere Informationen:
tagesschau.de: Patagonia-Gründer spendet Unternehmen
tagesschau.de: Lob nur für wenige Firmen
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