Von wegen Atomausstieg - bleibt AKW Beznau länger am Netz?

28 Jun 2012

Die Axpo kündigt einen massiven Ausbau im Atomkraftwerk Beznau an. Entgegen der Bestrebungen des Bundes soll das AKW möglichst lange am Netz bleiben. Der Energiekonzern will dafür sogar über 700 Millionen Franken aufwenden! Von Investitionen in eine nachhaltige Energieversorgung also keine Spur!

Die beachtliche Summe will die Axpo bis 2014 in die Sicherheit des AKWs Beznau investieren. Nachdem schon länger bekannt ist, dass gravierende Sicherheitsrisiken bestehen, mussten die Betreiber erst kürzlich mitteilen, dass bei der Jahresrevision einige „Unregelmässigkeiten" entdeckt wurden. Schweissnähte und Leitungen des primären Nebenkühlwassers mussten repariert werden. Dies ist auch nicht weiter erstaunlich, da das AKW Beznau mit seiner Inbetriebsetzung im Jahr 1969 das weltweit dienstälteste Atomkraftwerk ist. Es gilt inzwischen als völlig veraltet. Nicht nur Umwelt-Organisationen, sondern auch Politiker haben wiederholt die Stilllegung gefordert, wie beispielsweise Nationalrat Geri Müller im März 2012.

Der Bundesrat hat sich dafür ausgesprochen, dass die bestehenden Atomkraftwerke am Ende ihrer Betriebsdauer nicht ersetzt werden. Eigentlich sollte Reaktor 1 des AKWs Beznau deshalb bereits 2019 vom Netz, Reaktor 2 dann 2022. Das letzte Schweizer AKW (Leibstadt/AG) würde dann bis spätestens 2034 in Betrieb bleiben.

Umso überraschender ist nun jedoch, dass genau das AKW Beznau erneuert werden soll, was nur mit massiven Investitionen möglich ist. 500 Millionen Franken würden laut Urs Weidmann, dem Leiter des Kernkraftwerks Beznau (KKB), in die autarke, erdbebensichere Notstromversorgung investiert werden und 100 Millionen Franken bereits im Jahr 2014 in den Ersatz der beiden Reaktordruckdeckel. Diese seien momentan zwar „vollständig intakt", deren Ersatz aber – aufgrund der Erfahrungen in anderen Anlagen im Ausland – notwendig. Die „Unregelmässigkeiten" seien bereits behoben worden. Sicherheitsrisiken bestünden also nicht. Weiter soll das 20 Jahre alte Anlage-Informationssystem erneuert werden. Dies kostet nochmals 40 Millionen Franken. Hinzu kommen weitere 80 Millionen Franken für verschiedene Projekte.

Axpo-Chef Manfred Thumann begründet den Entscheid damit, dass Sicherheit vor Wirtschaftlichkeit stehe. Gleichzeitig betont er: „Wir werden alles machen, dass die Anlagen länger als 50 Jahre laufen".
Stünde die langfristige Sicherheit aber wirklich an erster Stelle, müsste das Geld in erneuerbare Energien investiert werden, was zudem auch noch wirtschaftlich wäre. Obwohl anlässlich des Atomausstieges entschieden wurde, dass bestehende Atomkraftwerke am Ende ihrer Betriebsdauer nicht ersetzt werden, würde der Reaktor des AKWs Beznau nach dem Entscheid der Axpo also nicht wie geplant 2022 vom Netz genommen, sondern „möglichst lange" weiterbetrieben werden.

Das Vorhaben der Axpo ist aufgrund des beschlossenen schrittweisen Atomausstiegs der Schweiz völlig unverständlich. Da gemäss Thumann aber ein Versorgungsauftrag von den Kantonen bestehe, möchte er das Risiko, dass das Atomkraftwerk aus Sicherheitsgründen nicht mehr betrieben werden könnte, durch die Sanierung verhindern. Christian Zeyer von Swisscleantech wendet gar ein, dass die Axpo sich nicht an der Energiewende beteilige und diese durch andere vollziehen liesse.

Würde die Axpo dieses Geld in zukunftsfähige Solarenergie investieren, könnte – ausgehend von den Angaben zum geplanten Solarkraftwerk in Inwil – bereits ein Reaktor in Beznau ersetzt werden. Damit wäre dieses Geld sinnvoll eingesetzt und trüge zu einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Energieversorgung bei. 

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