Amerika leidet seit Wochen unter einer Dürreperiode, die inzwischen ein historisches Ausmass angenommen hat. Das Nationale Klimazentrum der USA (NCDC) spricht von der schwersten Trockenheit seit 56 Jahren. Die Hitze und der ausbleibende Regen haben zum Austrocknen zahlreicher Getreidefelder geführt und machen den Farmern das Leben schwer. Gemäss US-Landwirtschaftsministerium ist fast die Hälfte aller Felder in den USA in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand. Betroffen sind insbesondere Mais- und Sojaplantagen, aber auch andere Pflanzen. Die Preise verschiedener Agrarprodukte sind deshalb in die Höhe geschossen. Seit Ende Mai ist der Maispreis um 60% angestiegen, der Preis von Weizen um knapp 50%, derjenige von Sojabohnen um rund ein Drittel.
Von den Auswirkungen der Hitze und Trockenheit sind nicht nur die amerikanischen Bauern und Verbraucher betroffen. Befürchtet wurden steigende Lebensmittelpreise weltweit. Weltbankpräsident Jim Yong Kim hat von den verhängnisvollen Folgen für die Ärmsten der Armen gewarnt. Amerika exportiert grosse Mengen an Mais, Weizen und Soja in zahlreiche Länder dieser Welt. Die durch die Dürre in Amerika bedingte Knappheit dieser Agrargrundstoffe beeinflusst die internationalen Märkte. Auf Länder, die in hohem Masse von Agrarimporten abhängig sind, insbesondere für ärmere Teile entsprechender Bevölkerungen, die mit den steigenden Nahrungsmittelkosten finanziell nicht mithalten können, kann das verheerende Auswirkungen haben.
Abhängig von importierten Agrarprodukten ist auch die Schweizer Landwirtschaft. Vor allem im Bereich Futtermittel greifen hiesige Fleisch-, Eier- und Milchproduzenten in vielen Fällen wesentlich auf zugekauftes Mischfutter zurück. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Sojaschrot, dessen Import sich in den letzten 20 Jahren verzehnfacht hat. Wenn das von den USA exportierte Schrot knapp wird und die Preise dafür in die Höhe schiessen, schlägt das über kurz oder lang auch auf den Lebensmittelmarkt in der Schweiz durch.
Über Sinn und Zweck der Verwendung des zugekauften Schrots lässt sich allerdings streiten. Wenn Schweizer Fleisch zwar von Nutzieren aus der Region stammt, diese Tiere aber mit Futter aus dem Ausland grossgezogen werden, das unter erheblichem Energieaufwand und zunehmend teurer in die Schweiz eingeführt werden muss, ist es mehr als fragwürdig, ob es sich hierbei um eine umweltverträgliche Lösung handelt. Die alte Devise „Weizen exportierten, Soja importieren“ ist überholt. Nachhaltiger ist es, die Milch-, Fleisch- und Eierproduktion soweit als möglich an die natürlich in der Schweiz vorkommenden Nahrungsgrundlagen anzupassen. Mögliche damit verbundene Produktionseinbussen bzw. Preiserhöhungen sollten wir uns hierzulande leisten.
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