Gefahrgutbereich braucht mehr Ausbildung

18 Okt 2012

Steigende Anforderungen an die Gefahrgutbeauftragten, komplexes Pflichtenheft für den Umgang mit Gefahrgütern kontrastieren mit der Liberalisierung der Fahrerausbildung und erschreckenden Feststellungen bei Polizeikontrollen von Gefahrguttransporten.

Der Bereich Gefahrgut ist äusserst komplex, hat eine hohe gesetzliche Regelungsdichte und umfasst nebst der Betriebssicherheit auch die Gefahrgutlogistik sowie die Ladungssicherung. Sicherheitsrelevante Sachgebiete wie Gefährdungspotenzial und rasche, geeignete Massnahmen im Ereignisfall verlangen aber eine regelmässige Weiterbildung. Es braucht deshalb geschultes Personal, um einerseits die komplexen gesetzlichen Richtlinien zu verstehen und andererseits selbstverständlich Unfälle möglichst zu vermeiden. Viele Gefahrgutbeauftragte sind sich ihrer Aufgaben nicht in vollem Umfang bewusst, wie verschiedene Experten feststellen. Deshalb nimmt der Gesetzgeber die Gefahrgutbeauftragten direkt in die Pflicht, was auch strafrechtliche Konsequenzen haben kann.

Die relevanten Gesetze betreffen einerseits die Arbeitssicherheit und andererseits den Umweltschutz. Dabei untersteht einerseits die Lagerung von gefährlichen Produkten höchsten Sicherheitsanforderungen. Spezialisierte Logistikunternehmen bieten deshalb geeignete Gefahrgutlager an. Andererseits hat der Beförderer zu prüfen, ob die übergebenen Güter überhaupt zum Transport zugelassen sind. Die Personen, die an der Beförderung gefährlicher Güter beteiligt sind, müssen vor der Übernahme von Pflichten eine Schulung absolviert haben. Andernfalls dürfen die Arbeiten nur unter Überwachung ausgeführt werden. Mehr als 90 Prozent der Pflichten erfolgen vor dem Transport.

Wir sehen erschreckende Bilder unverantwortlicher Gefahrguttransporte. 50 bis 70 Prozent der Lastwagen verfügen über keine oder eine nur unzureichende Ladungssicherung. 20 bis 25 Prozent aller Unfälle in diesem Segment sind darauf zurückzuführen.

Jean Claude Bötschi, Kapo BS

In diesem Zusammenhang wäre die bereits seit Anfang 2011 erfolgte Liberalisierung der Fahrerausbildung zu überprüfen. Die Gefahrgutfahrer haben jetzt die Möglichkeit, ihre Ausbildungsstätte frei zu wählen. Ausserdem kann die Schulungsbescheinigung auch von ausländischen Chauffeuren ohne Wohnsitz und Arbeitgeber in der Schweiz erworben werden. Die Überprüfung dieser Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten scheint umso wichtiger, als mangelnde oder gar keine Ladungssicherung eine der häufigsten Beanstandungen bei Polizeikontrollen ist. Jean Claude Bötschi, Kantonspolizei Basel-Stadt, spricht von erschreckenden Bildern unverantwortlicher Gefahrguttransporte. Nach seinen Schätzungen haben 50 bis 70 Prozent der Lastwagen keine oder eine nur unzureichende Ladungssicherung. 20 bis 25 Prozent aller Unfälle in diesem Segment seien darauf zurückzuführen. 2010 wurden in Basel-Stadt 41 Prozent der kontrollierten Fahrzeuge beanstandet. Die Kontrollen erfolgen im Rahmen des gesetzlichen Auftrags, mit dem die Kantone sicherstellen, dass ein repräsentativer Anteil der Gefahrguttransporte überprüft wird.
Im Kanton Basel-Landschaft beispielsweise werden jährlich 10'000 Kontrollstunden für den Schwerverkehr eingesetzt und 4’000 Fahrzeuge kontrolliert, wobei fünf Prozent auf Gefahrguttransporte entfallen.

Ausser Mängel bei der Sicherung der Ladung müssen Verstösse auch betreffend der mitgeführten Dokumente und vor allem auch wegen defekter Verpackungen oder Gebinden sowie beim Handling mit giftigen Abfällen geahndet werden. Erstaunlicherweise sind die Vorgaben der Ladungssicherung in der Schweiz nur in den Grundzügen geregelt sind, weshalb verschiedene Auslegungsvarianten resultieren, obwohl es anerkannte Regeln der Technik gibt.

Häufig sind die Transportwege undurchsichtig. Selten verlaufen sie direkt zwischen dem eigentlichen Versender eines Abfalls und dem späteren Empfänger, sondern meist über mehrere Zwischenstationen. Dadurch wird auch die Dokumentenkontrolle erschwert. Die Polizei stellt sehr häufig fest, dass die umfangreichen Vorschriften missachtet werden, was unweigerlich zu Verzeigungen führt. Unfälle mit Gefahrgut seien immer das Resultat menschlichen Versagens oder technischer Ursachen, so der Experte Bötschi.

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.