Kabeljau in der Nordsee

20 Dez 2012

Die Europäer essen mittlerweile soviel Fisch, dass die steigende Nachfrage nicht mehr gestillt werden kann. Weltweit sind sieben von zehn Fischarten überfischt. Auch dem Kabeljau droht das Aussterben. Massnahmen zu einem sofortigen Fangstopp sind wenig erfolgreich, und die Prognosen sind besorgniserregend.

Der Kabeljau gehört zur Familie der Dorsche und ist ein Meeresfisch, der vorallem in Gebieten des Nordatlantik und des Nordpolarmeeres verbreitet ist. Er kann eine Körperlänge von bis zu einem Meter vierzig Zentimeter erreichen und ein Körpergewicht von bis etwa 40 Kilogramm aufweisen. Charakteristisch für dieses Wirbeltier ist der vorstehende Oberkiefer und eine kräftige Bartel am Unterkiefer. Kabeljaue vertragen Temperaturen vom Gefrierpunkt bis zu 20° Celsius. Sie sind Bodenfische, welche sich meistens in Tiefen von 150 - 200 Metern aufhalten. Jungfische schwimmen eher im flachen Wasser in einer Tiefe von ungefähr zehn bis dreissig Metern. Für den Aufenthaltsort des Kabeljaus ist das Nahrungsangebot entscheidender als die Temperatur. Sie wandern zwischen Laichplätzen, Fressorten und Überwinterungsgebieten hin und her. Diese Wanderungen können mehrere hundert Kilometer umfassen. Der Kabeljau ernährt sich von Krill, Flohkrebsen, Stachelhäutern, Krebstieren, Muscheln und kleinen Fischen. Der Kabeljau ist einer der fruchtbarsten Fische dieser Erde. Er laicht einmal im Jahr. Das Geschlechterverhältnis zwischen Männchen und Weibchen ist nahezu 1:1.

Als einer der wichtigsten Fische der Hochseefischerei macht er weltweit einen Anteil von fast 30 % aus. Er wird mit Grund-Schleppnetzen gefangen. Der Kabeljau wird von der IUCN (International Union for Conservation of Nature) in ihrer Roten Liste gefährdeter Arten wegen Überfischung als gefährdet eingestuft. Für den zurzeit massiven Rückgang der Kabeljau-Bestände in den Meeres- und Küstenökosystemen ist das unbeschränkte Befischen mit modernsten technischen Hilfsmitteln verantwortlich. Die Überfischung macht auch ökonomisch keinen Sinn, da die Kosten weit über und die Fänge weit unter den Werten liegen, die mit nachhaltiger Fischerei erzielt würden.

Die Überfischung macht auch ökonomisch keinen Sinn, da die Kosten weit über und die Fänge weit unter den Werten liegen, die mit nachhaltiger Fischerei erzielt würden.

Endlich hat die EU die Zeichen der Zeit erkannt und Massnahmen gegen die Überfischung eingeleitet: Die Fischereiminister der EU haben für die Zukunft der Nordseefischerei Fang-Obergrenzen festgelegt. Von Bedeutung ist nicht mehr die Anzahl Tage, die ein Fischer auf dem Meer zum Fischfang verbringt, sondern es ist massgebend, wieviel er fängt. Ob die vorgeschlagenen Mengenbegrenzungen tatsächlich umgesetzt werden, ist aber ungewiss. Die Länder, welche sich bisher beim Kabeljau-Fang freiwillig zu Mengenbeschränkungen entschlossen hatten, scheinen jetzt benachteiligt zu sein. Ausserdem ist die Kontrolle der Einhaltung von Fangvorschriften schwierig. Die Anzahl der illegalen Schwarzfischer, die die Fischgründe leerfischen, ist erheblich. Auch ein Grossteil der Fischindustrie wehrt sich gegen jegliche Einschränkung ihrer Fänge.

In neuester Zeit scheinen sich einige wenige der vom Aussterben bedrohten Kabeljau-Arten in den Fischbeständen der Nordsee - im Gegensatz zur Ostsee - aber langsam zu erholen. Die Populationen von Hering, Kabeljau und Scholle haben dort wieder leicht zugelegt.

Angebot und Nachfrage regeln den Markt. Es liegt deshalb nicht zuletzt auch an den Konsumenten, die Zeichen der Zeit zu erkennen, den persönlichen Fischkonsum im Sinne der Nachhaltigkeit zu überdenken und zum Fortbestand der vom Aussterben bedrohten Fische beizutragen.

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