Lieber ein Solarkraftwerk auf offener Fläche als Atomkraftwerk oder Schneller Brüter!

04 Jun 2012

Wo einst ein Atomkraftwerk und sogar ein Schneller Brüter geplant waren, soll jetzt die grösste Photovoltaik-Anlage der Schweiz gebaut werden. Das neue Projekt der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW) könnte bereits ab 2014 Solarenergie für den durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2'200 Haushalten liefern. Bis es so weit ist, sind jedoch noch einige Fragen zu klären.

Die CKW möchten einen beachtlichen Schritt zum Atom-Ausstieg leisten und mit innovativen und kundengerechten Projekten die Energiewende vorantreiben. So soll sich der Produktemix auf ein atomenergiefreies Portfolio stützen und bis spätestens 2050 zu nahezu 50% aus Wasserkraft, Sonne, Wind und Geothermie bestehen.

Diese begrüssenswerte Strategie kontrastiert aber mit der zweiten Hälfte des künftigen Strommix, der durch Gaskombikraftwerke und Importe (sog. EU-Mix, bestehend aus Kohle, Wind, Atom usw.) gedeckt werden soll. Insgesamt investiert die CKW bis ins Jahr 2050 drei Milliarden Franken, davon 29% in Wasserkraft, 18% in Solarenergie, 17% in Windkraft, 15% in Geothermie, 15% in Gaskombikraftwerke und 6% in übrige Erzeugungsformen.

Geplant sind im Kanton Luzern Investitionen von rund 125 Millionen Franken, wobei die Finanzierung der Photovoltaik-Freiflächenanlage „Schweissmatt" in Inwil 25 Millionen beansprucht. Die aktuell sechs geplanten CKW-Projekte könnten total 75 Millionen Kilowattstunden Strom für 17'000 Haushalte liefern.
Das in Inwil geplante Photovoltaik-Projekt würde 10 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Die Anlage soll auf einer Gesamtfläche von 15 Hektar gebaut werden, was einer Grösse von 20 Fussballfeldern entspricht. Die PV-Module sollen in Reihen auf einer Höhe von 50cm bis 100cm errichtet werden. Dazwischen bleiben Streifen von ca. 3m Bodenfläche, was eine extensive Bewirtschaftung (z.B. Schafhaltung) erlaubt.

Das neue Solarstrom-Projekt der CKW wirkt dennoch fragwürdig, wird die Anlage doch auf einer freien Fläche in offener Landschaft gebaut.

Das neue Solarstrom-Projekt der CKW wirkt dennoch fragwürdig, wird die Anlage doch auf einer freien Fläche in offener Landschaft gebaut. Gerade zur Zeit der Verknappung wertvoller ackerfähiger Böden und mangelnder Fruchtfolgeflächen, existieren intelligentere Orte zur photovoltaischen Nutzung, insbesondere auf Gebäudedächern. Um dieselbe Grössenordnung zu erreichen, müsste allerdings eine entsprechend grosse Anzahl Dachinstallationen realisiert werden, was wesentlich aufwendiger, kostspieliger und komplizierter, dafür aber dezentraler wäre.

Für uns sind die Erfahrungen zur Netzstabilität sehr wichtig.

Felix Graf, Leiter Geschäftsbereich Energie

Für das Projekt sprechen allerdings gewichtige Gründe. Sicher macht es aus heutiger Sicht Sinn, auch auf dem Gebiet der Photovoltaik eine grosse Anlage zu betreiben. Damit können benötigte Erfahrungen insbesondere zur Netzstabilität gesammelt und weitere technische Fortschritte erzielt werden. Da 75% der Stromproduktion der geplanten Anlage im Sommerhalbjahr anfällt, dies nur tagsüber und zudem unregelmässig, stellen sich Probleme mit der Netzstabilität. Deshalb wird dabei die Fachhochschule Luzern beigezogen. „Für uns sind die Erfahrungen zur Netzstabilität sehr wichtig", erläutert Felix Graf, Leiter Geschäftsbereich Energie. „Für die anwendungsorientierte Forschung, wie sie bei der HSLU im Zentrum steht, bietet ein reales Projekt eine ideale Plattform, um neue Erkenntnisse zu gewinnen" ergänzt René Hüsler, Direktor des Departements Technik & Architektur.

Da das Gebiet der „Schweissmatt" in Inwil schon seit langer Zeit als Energieproduktionsstandort auserkoren war, dürfte die Erleichterung in der Bevölkerung gross sein, dass darauf definitiv weder ein Atomkraftwerk noch ein Schneller Brüter gebaut werden soll. Die Produktionsstätte liegt im Übrigen nahe an den Verbrauchern und gilt auch als idealer Standort, da der angrenzende Wald Sichtschutz bietet.

Dem Projekt steht jetzt eine Periode harter Prüfungen bevor. Dazu will die CKW sowohl betroffene Anwohner wie auch die Umweltverbände einbeziehen, um letztlich die Zustimmung der Gemeinde und des Regierungsrats zu erlangen. Verläuft der Planungs- und Genehmigungsverlauf optimal, ist die Anlage bereits ab 2014 betriebsbereit. Die Erwartungen an die neue Photovoltaikanlage, die einen grossen Beitrag zu einer nachhaltigen und langfristigen Stromversorgung sichern soll, sind sehr hoch.

Lesen Sie hier Fakten zum Lösungsansatz der CKW und zum Atom-Ausstieg (Bericht mit Video)

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