Buch "Der Wald der Zukunft"

In geringerem Ausmass war es schon immer so, aber speziell in den letzten Jahren kann man sich vor Büchern zum Wald kaum retten. Da kann es dann schon mal sein, dass uns ein Titel etwas länger liegenbleibt, der es – wie wir dann erkennen – besser verdient hätte. So geschehen bei dieser Veröffentlichung des deutschen Försters Martin Janner. Darin unternimmt er etwas, was wir schon verschiedentlich vermissten: Er gibt uns Laien Einblick in die Entscheidungen und Abwägungen der Forstwirtschaft in ihrem Ringen um den zukunftsfähigen Wald, wie sie sich ihm in seinem praktischen Alltag präsentieren. Persönlich, aber fachorientiert; mit vielen wertvollen, grundlegenden Informationen, aber in klarer Würdigung der Einzigartigkeit jeden Waldes.

Gelegentlich kann es im Zuge dessen schon mal geschehen, dass man sich als zufälliger Zeuge einer Sachdebatte unter Förstern wähnt. Wenn er die Vor- und Nachteile des Einsatzes von Rückepferden erörtert, etwa, oder die Douglasie mit Blick auf den Klimawandel ebenso kritisiert wie verteidigt. Doch er bringt es fertig, dass wir uns dabei stets involviert fühlen und auch kapieren, worum es im Grossen und im Detail überhaupt geht. Denn genau darauf hat er uns bestens vorbereitet: Indem er uns durch die Verdienste und die Fehlleistungen der deutschen Forstwirtschaft der letzten Jahrzehnte geführt, uns eine Vielzahl von Bäumen vorgestellt und immer wieder auf jenes Detail aufmerksam gemacht hat, das jetzt gerade entscheidend ist. Wir erkennen diesen neugewonnenen Wissensstand derweil erst in genau diesem Moment, denn vordem sind wir seiner leidenschaftlichen Erzählung einfach leichtfüssig gefolgt. Auch die Themenvielfalt, die er dabei abdeckt, wird uns erst in der Rückschau so richtig klar. In seine persönliche, aktive Suche nach dem gesunden, klimaresilienten Wald pflegt er Kenntnisse zur Köhlerei, zum Wert der Pilze oder zum forstwirtschaftlichen Beitrag der Jagd ein, noch ergänzt um Überlegungen zur Holzverwertung und dem globalisierten Holzhandel oder den Errungenschaften des Tier- und Naturschutzes, inklusive der Debatte um den Wolf.

Die eigenen Meinungen und Erfahrungen bleiben dabei stets Diskussionsgrundlage. Martin Janner schwingt sich nirgends dazu auf, die abschliessende Lösung zur Festigung der Widerstandskraft unserer Wälder gegen die Erderwärmung gefunden zu haben. Noch stimmt er ein ins alarmistische Glockengeläut zur „Rettung der Wälder“, das uns seit fünfzig Jahren begleitet. Im gleichen Zug macht er uns jedoch die Vielfalt des Ökosystems Wald – und unserer Ansprüche daran – im leiseren Tonfall anschaulich und wertvoll. Er ermöglicht uns damit längst nicht nur den lehrreichen Einblick in sein Handwerk, sondern eine sensiblere Position in den relevanten Fragestellungen, welchen Umgang mit unseren Wäldern wir eigentlich brauchen und wollen.