Buch "Mein Garten - mehr Arten"

Es frühlingt. Zeit also, sich wieder in den Garten zu wagen und diesen in die grüne Oase zu verwandeln, die man sich wünscht – vielleicht nicht nur für sich selbst, sondern auch für allerlei nichtmenschliche Arten… Wenn es um einen passenden Ratgeber dafür geht, hat sich bei uns ja längst der Verweis auf den Darmstädter pala-verlag eingebürgert. Dessen Naturgartenbücher verbinden – ganz allgemein – praktische Kompetenz mit übersichtlicher Kompaktheit und kreativer Inspiration in schönem, ausgewogenem Mass. Spezifischer noch haben sich in den letzten Jahren die Publikationen der Geoökologin Sigrid Tinz in unser Herz geschlichen. Deren neuer Ratgeber ist ihr bislang vielseitigster und einsteigerfreundlichster.

Öfter ist es ja so, dass der gute Vorsatz, den eigenen Garten für die breitere heimische Artenvielfalt zu öffnen, schon an den Ansprüchen scheitert. Da scheint dieser dann – nach dem Studium der im Netz anzutreffenden Anleitungen und Beispiele – schnell mal zu klein, zu steil, zu trocken oder zu steinig. Vielleicht umfasst er auch nur ein kleines Stück eines Gemeinschaftsgartens in der Stadt, oder auch die Kinder wollen ihren Anteil daran haben, oder die Nachbarn haben ihre ganz eigene Vorstellung davon, wie ein Garten auszusehen habe? Sigrid Tinz umschifft all diese Blockaden, indem sie ihr Buch an überschaubaren Projekten ausrichtet: Kleinen Veränderungen hin zu mehr Artenvielfalt, indem man etwa eine gepflasterte Fläche zum Leben erweckt, Regenwasser zweckvoll nutzt, Lichtverschmutzung vermeidet oder die Bedürfnisse der Vögel, Insekten und heimischen Pflanzen mit jenen der Kinder versöhnt. Biodiverse Perfektion ist also nicht gefragt, sondern ein erfolgsträchtiger Anfang. Hierfür gibt sie aus ihrem reichen Wissens- und Erfahrungsschatz alles zur Hand, was die erfolgreiche Planung, Einrichtung, Bepflanzung und Pflege unterstützt; anpassbar auf jede Grösse und Eigenart der verfügbaren Fläche. Um kreative Einfälle ist sie dabei – wie gewohnt – nicht verlegen. Weshalb beispielsweise die obligatorischen Müll- und Grünabfall-Tonnen nicht unter einem grünen Dach verbergen? Ihre Schritt-für-Schritt-Anleitungen, variantenreich gepaart mit sachdienlichen Informationen und inspirierenden Abbildungen, zielen auf grossen Effekt bei geringem Aufwand.

Zusätzlich hat sie stets den Klimawandel im Blick. Den Veränderungen und Herausforderungen, die damit für die Gartenbepflanzung und -gestaltung einhergehen, trägt sie in ihren Pflanzenlisten ebenso Rechnung wie etwa bei der Bewässerung. Dem arbeitet noch tiefergehend zu, dass Sigrid Tinz die natürliche Dynamik der Natur stets mitdenkt und uns darauf einstimmt, ihr auch ihren gebührenden Raum zu lassen. Ihr fröhlicher, unverfälschter Tonfall, der selbst in den technischeren Belangen ihrer Anweisungen und Infos lebendig bleibt, unterstützt dieses Anliegen ganz entscheidend. So mausert sich auch ihr neues Buch wieder zu etwas mehr als einem schlichten Ratgeber. Es macht unweigerlich Lust, diesem Rat auch unverzagte Tat folgen zu lassen.