Buch "Die geheime Welt der Vögel"

Wie der Titel es vermuten lässt, behandelt die preisgekrönte Autorin Jennifer Ackerman in ihrem 2023 auf Deutsch erschienenen Buch «Die Geheime Welt der Vögel» auf erzählerische Weise neueste Erkenntnisse über die weltweite Vogelwelt, die ein Schlaglicht auf Geheimnisse und Rätsel werfen. Sie verschafft uns einen Einblick in eine atemberaubende Artenvielfalt.

Die Autorin geht auf wichtige Aspekte im Leben eines Vogels genauer ein: auf den Gesang, auf das Elterndasein, auf die Liebe, sogar auf erstaunliche Fähigkeiten gewisser Vögel wie den Werkzeuggebrauch oder das Spielen.
Jennifer Ackerman weist darauf hin, dass bis vor sehr kurzer Zeit die meisten Ornithologen in Nordamerika und Europa arbeiteten. Die Verhaltensweisen der Vögel wurden auf der Grundlage dessen betrachtet, was die Forschenden auf der nördlichen Erdhalbkugel beobachteten. Die Vögel der gemässigten Breiten und ihr Verhalten sind aber nicht die Regel. Heute konzentrieren sich die Wissenschaftler stärker auf tropische Arten und gewinnen dabei neue Erkenntnisse.

Immer wieder werden im Buch Vogelarten aus Australien vorgestellt, denn dort zeigen Vögel häufiger extremes Verhalten. So bauen die meisten Arten der Laubenvögel in Australien bemerkenswerte Lauben mit Verzierungen, die dem Männchen als Balzplatz dienen. Auch der Palmkakadu beeindruckt durch seine Fähigkeit, eigene Musikinstrumente zu bauen. Der Graurücken-Leierschwanz wiederum zeichnet sich dadurch aus, verschiedenste Vögel zu imitieren, was von seiner Seite ein gutes Gehör und ein gutes Gedächtnis erfordert.
Vögel mit extremen Verhalten findet man jedoch auch in anderen Erdteilen - beispielsweise in Mittel- und Südamerika. Eine dortige Art der Ameisenvögel zeigt bei der Beutesuche Fähigkeiten des Lernens, Erinnerns und vielleicht sogar der Zukunftsplanung; alles hoch entwickelte mentale Fähigkeiten, wie wir sie vom Menschen kennen. Auch was die Lieder und Rufe der Vögel betrifft, erkennen die Forscher immer mehr Parallelen zwischen der Sprache der Menschen und den Lautäusserungen der Vögel.
Lange war man davon überzeugt, dass ausschliesslich Säugetiere spielen. Heute weiss man, dass die verschiedensten Vögel dazu in der Lage sind. Fortbewegungsspiele und Objektspiele sind bei vielen Vogelarten auszumachen. Spechte, Singvögel, Papageien und Raben betreiben das soziale Spiel. Vögel, die komplexe Spiele vollziehen, müssen über ein Gehirn verfügen, welches im Verhältnis zur Körpergrösse gross ist. Dies trifft insbesondere auf Raben und Papageien zu, die zu kognitiven Leistungen imstande sind, welche sich mit denen von Menschenaffen vergleichen lassen.

Das Buch muss aber gewisse Fragen offen lassen. So erstaunen uns Berichte über manche Vögel, die Jungtiere anderer Arten aufziehen. Warum versorgen Vögel die Jungen anderer Arten? Darüber gibt es Vermutungen, jedoch keine abschliessende Antwort.

Das vorliegende Werk stützt sich auf eigene Beobachtungen der Autorin. Darüber hinaus hat Jennifer Ackerman mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern rund um den Globus zusammengearbeitet, die sich der Erforschung und Beobachtung  von Vögeln im Freiland und im Labor gewidmet haben und deren Erkenntnisse in das Buch eingeflossen sind.