Nachhaltiges Wirtschaften im Zwiespalt von Wissen und Handeln

Das 9. Swiss Green Economy Symposium 2022 in Winterthur breitete - diesmal während zwei Tagen - wiederum mit zahlreichen Referaten und besonders vielen Innovationsforen eine weite Palette wirtschaftlicher Handlungsfelder aus, die dringender Lösungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung bedürfen.

Nachhaltiges Wirtschaften im Zwiespalt von Wissen und Handeln
Am 9. Swiss Green Economy Symposium gab es diverse Referate und Innovationsforen. (Miguel Henriques, unsplash)

Wohl kaum ein Thema unseres aktuellen wirtschaftlichen Befindens fand nicht Aufnahme unter dem Symposiumsmotto «Verantwortungsvoll und mutig zusammenarbeiten». Die dadurch sehr reich befrachteten beiden Vormittagsprogramme mit Referaten, vertiefenden Podien und insgesamt 17 nachmittäglichen sog. Innovationsforen deckten vielfältige Aspekte der anstehenden Energie- und Mobilitätswende, des bedrohlichen Klimawandels und der fortschreitenden Digitalisierung ab. Dabei wurden die Kreislaufwirtschaft ebenso wie die Netto-Null-Strategie, die Lebens- und Standortqualität von Städten ebenso wie die angestrebte Dekarbonisierung der Wirtschaft und die Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem erörtert.

Besonders augenfällig wurde dabei einerseits, wie einmütig sich innerhalb der Veranstaltung ein Konsens offenkundig einstellte. Es kann aber nichts darüber hinwegtäuschen, dass sich andererseits riesige Handlungsdefizite manifestieren und überdies eine zunehmende Lethargie weiter Bevölkerungskreise zu beobachten ist.
Vielen politischen Gremien fehlt es am Willen und erforderlichen Mut, notwendige Massnahmen anzupacken und durchzuziehen, bzw. die dafür benötigten Mehrheiten zu beschaffen.

Es kann ja niemand behaupten, der akute Handlungsbedarf angesichts der bereits entstandenen Zerstörungen von Lebensräumen und deren Biodiversität, der Endlichkeit unserer irdischen Ressourcen, des zunehmend sich dramatisch entwickelnden Klimawandels und dessen Folgen für die gesamte Menschheit wären erst jetzt vorahnungslos über uns hereingebrochen. Schon 1972 hat der Club of Rome - dessen Sitz sich seit 2008 notabene in Winterthur befindet! - mit seinem Werk «Die Grenzen des Wachstums» eindringlich auf die sich abzeichnende Entwicklung hingewiesen.

So bildete der Auftritt von Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, dem Ehrenpräsidenten des Club of Rome, einen drastischen Kontrapunkt zu den vielen wohlabgewogenen Voten der Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft.

«Die Erderwärmung geht gnadenlos weiter!»

- Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ehrenpräsident Club of Rome

Seit 50 Jahren wissen wir - insbesondere durch den Club of Rome - um den Zustand unserer Erde und die möglichen dramatischen Veränderungen, die sich gravierend auf unsere Lebensgrundlagen auswirken. Die Voraussagen haben sich alle eingestellt, sogar früher und heftiger als prognostiziert… - Trotzdem bleibt eine unverständliche Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln. Noch immer wird die Situation nicht ernst genug genommen, noch immer sind wir nicht bereit, uns konsequent auf die aktuellen Erfordernisse einzustellen und die dafür notwendigen Mittel bereitzustellen.

Quellen und weitere Informationen
SGES2022: Verantwortungsvoll und mutig zusammenarbeiten
Club of Rome: The Limits of Growth